Verantwortung tragen, Verantwortung übernehmen – corporate governance nach Bankenart


Nichts, rein gar nichts will das hochbezahlte Topkader der Credit Suisse gewusst haben von den Machenschaften „einiger weniger“ unlauterer Angestellter…

Endlich weiss es die ganze Welt: die Topkader der Credit Suisse – zumindest die US-amerikanischen – sind redliche Schaffer*innen, korrekt, gesetzestreu, ihrem Heimatland auch als langjährige Ex-Pats noch immer patriotisch verbunden…
Und klar: eigentlich würden sie ja noch so gerne der über beide Ohren verschuldeten Supermacht (ja ja, alles hat eben seinen Preis) zu den Steuern verhelfen (psst…  – die mit aktiver Beihilfe ihrer Bank am amerikanischen Fiskus vorbeigeschmuggelt wurden).
Aber, leider leider, steht diesem ehrenhaften Ansinnen – sie bedauern das ausserordentlich – das Schweizerische Rechtssystem entgegen. Böse, heimlifeischti Schwiiz.

Und überhaupt – wieso überrascht das eigentlich nicht mehr wirklich und warum empört sich kaum jemand darüber? – es waren ein paar einzelne, subalterne, perfide Bankangestellte, die sich falsch und unkorrekt gebärdet haben…
Die vor dem Senats-Ausschuss gebotene Vorstellung – man wähnt sich ja wirklich in einer billigen Schmieren-Komödie – wird auch vom CS-Verwaltungsrat durch ihren Präsidenten gelobt – „…unser Management hat das ausgezeichnet gemacht…“ Die nächsten Boni sind also schon mal legitimiert.

Die so von ihren Chef*innen Verunglimpften und Beschuldigten werden wohlweislich kaum von den Medien oder von Kommissionen befragt – abgesehen davon, dass die meisten mit ihrer Anstellung ja ohnehin einen Maulkorb akzeptieren (müssen). Schon viel eher – wenn sie denn je ‚mal auspacken sollten – werden sie dann als Whistleblower*innen, Nestbeschmutzer*innen, Verräter*innen und ähnliches mehr diskreditiert. Beispiele dafür sind mittlerweile ja hinlänglich bekannt.

Wie mag den Bankangestellten – nicht nur bei der CS – wohl zumute sein, die sich von ihren allmächtig erscheinenden Chef*innen derart vorführen lassen müssen? Wie oft war (z.B. im Vorfeld der ‚Abzocker*innen‘- oder der ‚1:12-Initiative‘) zu hören, dass ein gewichtiger Grund für die stolzen Entschädigungen der sogenannten Top-Manager*innen die immense Last der Verantwortung ist, die diese Supermänner (sind ja bis dato noch kaum Frauen – aber keine Bange, das wird schon) tagein tagaus zu tragen haben.
Jene Supermänner und raren Superfrauen, die, mit schier übermenschlichen Kräften und Kompetenzen, trittsicher und man möchte fast meinen unfehlbar, riesige Organisationen zu führen und ihren shareholders ebenso riesige Gewinne einzuspielen in der Lage scheinen (okay – was nach Abzug der Boni, Rückstellungen für teure Prozesse und Vergleiche davon noch übrig bleibt… so riesig also auch wieder nicht, und ab und an muss ja auch eine Bank von den SteuerzahlerInnen gerettet werden; das macht die Sache dann doch schon fast wieder menschlich…)

Ausgerechnet diese Supermänner und -frauen wollen in ihren streng hierarchisch organisierten Banken nichts von den üblen Tricks ihrer Angestellten gewusst haben? Nichts von den einigen tausend in den Augen der US-Senatskommission verdächtigen Konten amerikanischer Bürger*innen? Mehr noch – sie präsentieren sich jetzt als die edlen Purgatoren*innen, die diesen stinkenden Stall – kaum haben sie (nach langen Jahren…) von dessen Existenz erfahren, porentief reinigen wollen?!
Aber ach, wegen des schweizersichen Rechtssystems leider leider leider nicht können…

Auch wenn ihnen diese Positionierung von ihren Rechtsabteilungen aus Gründen der Schadensbegrenzung vielleicht so empfohlen wurde – diese Herren und Damen beweisen und unterstreichen nur eines aufs deutlichste: dass gut beraten ist, wer dieser ehrenwerten Gesellschaft nicht über den Weg traut – und jeden Versuch unterstützt, möglichst scharfe Kontrollmechanismen zu etablieren.
Man muss den Eindruck gewinnen, dass diese Herren und Damen sich offenbar nur sich selbst und allenfalls noch den wichtigsten shareholders verpflichtet fühlen.
Verantwortung als Chef*in zu übernehmen geht in meinen Augen jedenfalls anders.


Fortsetzung der Geschichte: „Sieben Jahre und mehrere Skandale später…“ Oktober 2021

Die CS steht wieder in der öffentlichen Kritik und unter verschärfter Beobachtung durch die Finma, deren Urteil in den jüngsten Fällen -endlich – überraschend klar und deutlich ausfällt: zur Beschattungsaffäre und zu den fragwürdigen Krediten an Mosambik.
Die beiden Fälle sind zwar sehr unterschiedlich gelagert, bringen dennoch ähnliche Mängel zutage. Klar ist: Es waren nicht nur ein paar schwarze Schafe am Werk. Nein, es harzte vielmehr bei Grundsätzlichem: beim Risikobewusstsein, bei den internen Abläufen und Kontrollen. In beiden Fällen wurden gravierende Reputationsrisiken ausgeblendet. Die nötige Sorgfalt im Umgang damit fehlte.
Statt bei heiklen Geschäften oder Aufträgen nach klar definierten Prozessen, Risikoabwägungen und Kontrollen vorzugehen, gab es offenbar mehrere Schlüsselpersonen in der Bank, die auch mal nach eigenem Gutdünken schalteten und walteten.

Besonders ernüchternd: Die Vorfälle fanden nicht in grauen Vorzeiten statt, sondern 2013 (Mosambik) und 2016-2019 (Beschattungsaffäre). Die inzwischen mit Thomas Gottstein und António Horta-Osório teils neu besetzte Bankenspitze kann die Vorfälle also nicht einfach als «Altlasten» abtun, stammen sie doch aus der Neuzeit. Kommt hinzu, dass der heutige Bankchef Gottstein während den Beschattungsvorfällen bereits in der Geschäftsleitung sass, damals noch als Chef des Schweizer Geschäfts.

Das Fazit kann nur kohlrabenschwarz ausfallen: das Bankertum scheint äusserst lernresistent zu sein…


Bankensoap „Folge 1094″… – Januar 2022

Kaum dass – man ist geneigt zu sagen: wieder einmal – der Beste – nach einem vermutlich höchst schwierigem assessment (Ironie off) – an die Spitze der Bank gesetzt wurde, ist er auch schon wieder Vergangenheit. Unwichtig, dass man sich in kürzester Zeit kaum mehr an António Horta-Osório erinnern wird: ausser einem weiteren Reputationsschaden mit seinem im wahrsten Sinn des Wortes abgehobenem Ignorieren der Spielregeln in Pandemiezeiten hat er eigentlich nichts gestemmt. Das immerhin hat er in verstaubter Management-Überzeugung aber subito und entschieden durchgezogen.


Die Intervalle werden wieder kürzer: Februar 2022

Und schon wieder… Kadenz der Fehlhandlungen steigt, das Niveau sinkt. Die CS steht vor Bundesstrafgericht. Diesmal wegen Geldwäscherei im Umfeld von Drogenhandel.

„Ein ehemaliger bulgarischer Ringer baut einen Mafiaclan auf, importiert tonnenweise Kokain nach Europa und die Millionen, die er damit verdient, deponiert er bei der Credit Suisse. Geschehen tut dies nicht etwa mit verschleierten Banktransaktionen. Im Gegenteil, der Mafiaboss persönlich und sein Finanzchef spazieren immer wieder mit Koffern voller Bargeld in den CS-Hauptsitz am Paradeplatz und übergeben das Geld ihrer Kundenbetreuerin. (…) Das Geld sei auch nicht in druckfrischen gebündelten Scheinen bei der Credit Suisse gelandet, betont die Bundesanwaltschaft in ihrer 600 Seiten dicken Anklageschrift, sondern lose in kleinen, gebrauchten Euronoten. Manchmal war sogar Falschgeld darunter. 146 Millionen Franken seien so in den Finanzkreislauf zurücktransferiert und gewaschen worden.“

(SRF.ch | https://www.srf.ch/news/wirtschaft/drogenkrimi-die-credit-suisse-schreibt-ihren-naechsten-skandal )

Die Kundenbetreuerin also… Die Führungsriege hat davon sicher nichts gewusst (Ironie off). Immerhin ist die CS als Bank angeklagt: Ein Kontrollversagen auf allen Ebenen habe diese Geldwäscherei erst möglich gemacht, wirft die Bundesanwaltschaft der Credit Suisse vor.

Wobei: Die Credit Suisse selbst betont seit Beginn der Untersuchung, dass sie unschuldig sei und weist die Vorwürfe in aller Form zurück, wie sie schreibt.

Das Kalkül scheint durchschaubar: bei einer Verurteilung droht der CS eine Busse von maximal … 5 Mio Fr.

4 Monate später – im Juni 2022 – hat das Bundesstrafgericht sein Urteil gefällt: eine Geldstrafe von 2 Mio Franken. Dazu eine Ersatzforderung von 19 Mio. Die Strafe fällt u.a. deshalb vergleichsweise tief aus, weil die Bundesanwaltschaft nach Einschätzung des BSG zu langsam war, weshalb es einen Teil der eingeklagten Taten als zu lange her und deshalb als nicht Urteils-relevant einstufte. Wenig überraschend: die CS will das Urteil anfechten.
Man ist versucht zu glauben, dass es einmal mehr nicht um die Reputation der Bank geht, sondern um ein möglichst grosses Delta zwischen „unsauber“ erzieltem Gewinn und zu erwartender Strafe. Darauf, so scheint es, zielt das Risikomanagement ab, nicht auf regelkonforme „saubere“ Geschäfte.


Februar 2022

Jetzt auch noch „Suisse secrets“. Ein Datenleak legt schonungslos das jahrzehntelang praktizierte „Geschäftsmodell“ der CS offen.

Und was macht die CS: abwiegeln und wie gehabt zuerst mal dementieren (Vorwürfe „…entschieden zurückweisen…“). Mit einem solchen statement folgt die Bank wohl eher den Empfehlungen ihrer Anwält*innen, denn ihrer Kommunikations-Abteilung; vielleicht in der Hoffnung, den absehbaren materiellen Schaden im Rahmen halten zu können.

Die CS macht denn auch klar, wo sie die Schwerpunkte setzt:

„Die CS will nun herausfinden, wie es zum Datenleck gekommen ist. Die Bank wird dafür eine Untersuchung mit einer internen Taskforce unter Einbeziehung spezialisierter externer Experten durchführen.

u.a. Berner Zeitung | 21.02.2022

Damit sie auch ja der oder dem Whistleblower*in den Garaus machen kann? Damit diejenigen mit ordentlich Dreck am Stecken wieder unbehelligt Geld fragwürdiger Herkunft verstecken oder zumindest ihre Steuern „optimieren“ können? Glückwunsch zur Prioritätensetzung.

Botschaft 1 also: die Credit Suisse ist das Opfer krimineller Machenschaften, nicht die ‚Ermöglicherin‘.

Und wie um noch eins drauf zu setzen, verkriecht sich die CS auch noch feige hinter der Schweizer Gesetzgebung:

… Absicht, den Schweizer Finanzplatz in Verruf zu bringen.“

u.a. Berner Zeitung | 21.02.2022
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/suisse-secrets-schweiz-credit-suisse-bankgeheimnis-1.5533261

Botschaft 2 – und die spricht in der Tat für sich: nicht nur die Credit Suisse betreibt dieses Geschäftsmodell, da machen auch (alle?) anderen Schweizer Banken mit.

Mit Verlaub: bitte nicht Ursache und Wirkung verdrehen. Dass der Finanzplatz schon längst in Verruf geraten ist, dafür haben die mit Hilfe ihr nahestehender Parlamentarier*innen und Lobbyist*innen legiferierten Machenschaften der Grossbanken schon längst selbst gesorgt.

A propos: da wäre ja auch noch auf den Umstand hinzuweisen, dass ausschliesslich ausländische Medien einen Teil (zumindest bisher) der Informationen veröffentlicht haben; denn Schweizerischen Medien drohten in der CH erhebliche Strafen. Dafür ist seit 2015 per Gesetz vorgesorgt (Artikel 47 im Bankengesetz, auch „Maulkorb-Artikel“ genannt). Da gibt es nichts zu relativieren: das ist Einschränkung der Pressefreiheit.

Also bitte nicht wundern, wenn über kurz oder lang auch dem Staat Schweiz und damit auch pauschal seinen Bürger*innen – wieder einmal – ein rücksichtsloses Geschäftsmodell im Umgang mit Vermögen fragwürdiger oder gar offenkundig krimineller Herkunft vorgeworfen werden wird.

Es geht also bei weitem nicht nur um einen Reputationsschaden einer Bank.
Wie geht es Ihnen denn dabei, als Schweizer Bürger*in immer wieder in den gleichen Topf geworfen zu werden mit einigen Banker*innen mit ihrer grenzen- und skrupellosen Geldgier?


Juli 2022 – wer hat noch nicht, wer will noch mal…

Nach dem neuerlichen Quartalsverlust von 1.6 Mrd zieht der (vergleichsweise dienstjunge) VRP Lehmann – seinerseits im Wesentlichen beruflich im Management der beiden CH-Grossbanken sozialisiert – in Sachen Th. Gottstein jetzt doch die Reissleine.

Die Ankündigung des bereits designierten Nachfolgers – U. Körner – liest sich wie ein copy-paste der Inthronisierung von Th. Gottstein vor zweieinhalb Jahren:

Wieder ein Interner (der die Bank und das banking kennt wie kaum ein anderer), wieder einer, der gem. VRP Lehmann „jetzt genau der Richtige“ ist.
(Nun ja, die Betonung ist vielleicht auf „jetzt“ zu legen, ob das in ein paar Wochen oder Monaten noch zutrifft, wird sich weisen.)

Einer, der, nota bene, in der Ära Th. Gottstein in leitender Funktion (asset management) amtete; die Frage nach einer gewissen Mitverantwortung für die Entwicklung der jüngsten Zeit darf einem also zumindest durch den Kopf gehen.

Einer, der mit den gleichen Massnahmen – schon wieder copy-paste – wie bei der UBS nach ihrem Scheitern (wir erinnern uns: sie musste durch eine staatliche Intervention vor dem Konkurs bewahrt werden) jetzt die CS aus den Schwierigkeiten steuern soll.
Genau der soll ’s jetzt also richten.

Man darf wohl mit Interesse auf die nächste Runde des Rössli-Spiels warten.


Februar 2023

Wann knackt die CS die 8 Mrd-Grenze? Die CS schafft’s mit ihrer Bilanz-Medienkonferenz wieder weit nach oben bei den Schlagzeilen. Das Jahresergebnis für 2022: 7.3 Mrd Franken!
Dummerweise kommen die nicht in elegantem Schwarz daher, sondern in rot, sehr dunklem Rot.

Tja, so ein Umbau koste eben. Wie war das doch gleich: genau, die Bank-Leitung will in ihrer neuen Strategie die Vermögensverwaltung aufwerten – und das Investment-gambling… sorry: -banking… reduzieren?
Da mag die Mitteilung, dass noch massiv Kundengelder abgeflossen sind, nicht so recht dazu passen.
Wie sich das alles auf den Aktienkurs auswirkt, muss wohl nicht erwähnt werden. Bei anderen Titeln würde man wohl längst von „Ramsch“ reden.
Und dieser Umbau werde – das drohen die Bankoberen sicherheitshalber schon mal an – auch im 2023 mehr kosten als erwirtschaftet wird. Deutlich mehr, ist zu vermuten. Ein weiteres Verlustjahr mit Ansage.

Bei solchen Ergebnisse erscheint es nur logisch, dass – es erinnert fast an Selbstkasteiung – auch das Boni-Programm in den Fokus gerät. Weshalb es für 2022 auch um 50% gekürzt werde…
Wäre eigentlich interessant zu wissen, ab welchem Verlust gar keine – ja: gar keine – Boni mehr bezahlt würden. Man könnte diesen Gedanken auch weiter spinnen…
Wobei: ohne den geradezu übermenschlichen Einsatz der Verantwortlichen wäre – ich sehe schon die Bilanz-Medienkonferenz im Februar 2024 – der Verlust noch viiieeel grösser ausgefallen. Also wenn das keine grosszügigen Boni rechtfertigt…


… und jetzt noch der Finma-Bericht zum „greensill-Debakel“

… aber nur ganz kurz… Jetzt ist er also raus, der Finma-Bericht zur greensill-Affäre, diesem Milliarden-Grab für die Anleger. Und setzt – unter anderem – die Abgehobenheit der Führungsriege in grelles Scheinwerferlicht. Denn offenbar haben weder die je so hochgelobten (… von wem eigentlich ausserhalb der Bank? … ) ehemaligen noch die aktuellen Oberen in den jetzt von der Finma monierten Bereichen –  die Bank habe «mit Blick auf das Risikomanagement und eine angemessene Betriebsorganisation in schwerer Weise gegen die aufsichtsrechtlichen Pflichten verstossen...» – wirklich etwas unternommen. Peter Burkhardt, Leiter der Wirtschaftsredaktion von Tamedia, formuliert das in seinem lesenswerten Artikel so:

(…) Es stellt sich darum die Frage: Was haben all die hoch bezahlten Topmanager der Bank in den vergangenen zwei Jahren eigentlich gemacht? Die Frage richtet sich namentlich an die beiden früheren Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner und António Horta-Osório, an den aktuellen Präsidenten Axel Lehmann, an Roche-Präsident Severin Schwan – der als ehemaliger Vizepräsident, Lead Independent Director und Mitglied des Risikoausschusses eine besonders starke Rolle hätte spielen können –, den ehemaligen Konzernchef Thomas Gottstein und den aktuellen Chef Ulrich Körner.
Dass die Finma die Bank nun zwingt, Remedur zu schaffen, ist ein Armutszeugnis für alle diese Führungskräfte. (…)

Peter Burkhardt, Leiter der Wirtschaftsredaktion von Tamedia, u.a. in: BernerZeitung vom 28.2.2023

15. März 2023

Ramsch. Der Begriff beschreibt am zutreffendsten den Zustand der CS-Aktien. Eh schon auf einem üblen Tiefstand fällt der Kurs zeitweise um 30%, bei Börsenschluss sind es rund 25%, die Aktie kotiert bei CHF 1.697 (Quelle: https://www.bernerzeitung.ch/credit-suisse-krise-boerse-aktien-banken-179152145510)

Tags zuvor gaben sich die Bankoberen an der Bilanzmedienkonferenz noch „demütig“: sie verzichteten für 2022 (mit dem Rekordverlust) selbstlos auf Boni. (Sie werden jetzt eben unter einem anderem Titel ausbezahlt.) Verzicht wäre bei Jahresgehältern von 2 und mehr Millionen aber auch nicht zumutbar. Ironie off.

Ob man diese Boni nun gut heisst oder nicht: wenn solche in den Vergütungsreglementen schon vorgesehen (besser: toleriert) sind, dann müssten zum Ausgleich ja eigentlich auch Mali vorgesehen sein, oder? Leistungslöhne halt. Und nicht „astronomische Boni, wenn’s gut läuft“, aber immer noch Millionengehälter, wenn das Geschäft in den Sand gesetzt wird.


16. bis 19. März 2023

Es ist soweit. „Schwarzer Sonntag“, „Jahrhundertskandal“ usw. Wieder einmal „too big to fail“, wieder einmal muss „der Staat“ eingreifen, eine Grossbank retten, um die sich ach so toll selbst regelnden Märkte vor dem Absturz ins schwarze Loch der unersättlichen Gier zu bewahren. Logischerweise auf Risiko der Bürger*innen, sprich Steuern zahlenden Bevölkerung.

Ein Teil dieses „Rettungsplans“ – was genau wird eigentlich gerettet? – schustert der UBS – selbst schon längst „much too big to fail“ und schon einmal mit Steuergeldern vor dem Konkurs bewahrt – die ehemalige Konkurrentin CS für gerade mal 3 Mrd zu. Die zukünftig alleinige Schweizer Grossbank kann sich billigst einige Filet-Stücke der CS einverleiben, Geschäftsbereiche, bei denen die CS der UBS dem Vernehmen nach weit überlegen war. Und für die Risiko-behafteten Teile stehen ja schon Staatsgarantien bereit.
Welche Bezeichnung für dieses – gemessen an der Volkswirtschaft der Schweiz – Bankenmonster wohl gefunden wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass mit Colm Kelleher ein Chef an der Monster-Spitze stehen wird, dessen berufliche Sozialisation v.a. vom der amerikanischen (Investment-)Bankenwelt geprägt wurde, u.a. bei Morgan Stanley, einer der Grossbanken, die bei der Finanzkrise von 2007/2008 ff. eine höchst unrühmliche Rolle spielte.

Interessant scheint mit in diesem Zusammenhang ein Artikel in der „Bilanz“ – publiziert im April 2022 (richtig: 2022), vor der Ernennung von Kelleher zum UBS VR-Präsident:

Wer ist dieser Mann? Und was hat er mit der UBS vor?
… Die UBS befindet sich hier dagegen seit der Finanzkrise noch immer in Schockstarre. Wenn die erstarkte Grossbank zu den Amerikanern aufschliessen will, braucht sie einen grösseren Deal. Und da liegt die Credit Suisse am nächsten. «Das wird sicher die Hauptpriorität des neuen Präsidenten sein», betont ein langjähriges UBS-Konzernleitungsmitglied. Entscheidend wird sein, ob sich die angeschlagene CS fangen kann. …

https://www.handelszeitung.ch/bilanz/ubs-gv-wer-ist-der-neue-prasident-colm-kelleher

Oh – fast vergessen zu erwähnen: die CS will die Boni-Anteile im März „fristgerecht auszahlen“. Der Kalender ist wohl wichtiger als die Leistung…

Tatsächlich sind die Bonuszahlungen aus dem Hause CS beträchtlich: Laut Berechnungen des «Tages-Anzeiger» machte die Bank in den letzten zehn Jahren insgesamt über 3 Milliarden Franken Verlust. Im selben Zeitraum bezahlte sie aber trotzdem 32 Milliarden Franken Boni an Top-Manager.

https://www.srf.ch/news/wirtschaft/ueberhoehte-cs-boni-die-boni-kultur-ist-komplett-aus-dem-ruder-gelaufen

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