Eine Frage


Peter Burkhard


Was ich Sie unbedingt `mal fragen möchte: „Sind Sie eigentlich auch für ’s Nachdenken?“
NACHDENKEN, was für ein genialer Einfall der Evolution! Wir können jederzeit an jedem Ort über alles Mögliche nachdenken. Vergangenes wie Gegenwärtiges, genauso wie über Geschichten und Ereignisse, Tatsachen und Behauptungen. Wer weiss, vielleicht ist es so, dass sich uns die Welt ganz wesentlich durch Nachdenken erschliesst.

Ich hatte in der letzten Lebensphase über alle Massen Zeit zum Nachdenken, war ich doch 3 Mal hospitalisiert. Und wenn du so mit Schmerzen im Bett liegst, bleiben dir ausser Nachdenken nicht mehr viele weitere Beschäftigungen. Klar, von Zeit zu Zeit wirst du von einer fürsorglichen „Spitalfrau“ nach deinem Befinden gefragt, du bekommst die „not-wendende“ Pflege, dein Essen und die Medizin wird am Bett serviert und sie helfen dir, wenn immer möglich. Darum auch von hier nochmals: “ganz herzlichen Dank, ihr macht einen super Job.“

Ich kenne ja aus meinem persönlichen Umfeld einige Menschen, die sind aus den unterschiedlichsten Gründen noch nicht gegen Corona geimpft. Zugegeben, das ist jetzt nicht wirklich eine elegante Überleitung. Aber damals lag ich eben auch im Spitalbett, als das Fernsehen diese Diskussion mit den Corona-Impf- und Massnahmengegner*innen ausstrahlte. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich optimistisch, wir hätten in der Corona-Krise wieder vermehrt Rücksicht gelernt und einen respektvollen Umgang miteinander gepflegt. Zumindest in meinem Umfeld der Geimpften und der Nicht-Geimpften habe ich es so wahrgenommen.

„Und wenn 80% krepieren, ich bin gegen irgendwelche einschränkenden Massnahmen!“
Hat er diese Ungeheuerlichkeit wirklich gesagt? Zumindest die Vorhaltung des Moderators hat er nicht zurückgewiesen. Aber es passte auch alles zu diesem „Lautsprecher“. Das war so ein arroganter, hochmütiger und eingebildeter Popanz der tatsächlich glaubte, nur seine Meinung sei wichtig. Wie soll ich ihn beschreiben diesen Buchdeckel-Wissenschaftler! Die Ostertage habe er geopfert und die Materie studiert, jetzt kann er dem arrivierten Wissenschaftler erklären, wie Corona wirklich geht. Die zweite Impf- und Massnahmen-Gegnerin konnte nicht erklären warum das so ist, wusste aber genau, dass die Maskenpflicht ein Verstoss gegen die Menschenrechte sei.

Was in dieser Sendung unter dem Etikett „Libertär“ segelte, war nichts anderes als rüpelhaftes, selbstverliebtes egozentrisches Behaupten. Aber es passt zu diesen Lautsprechern.
Einmal – das war nicht im Spital – bin ich in Rapperswil in eine Corona-Demo geraten. Von einem Teilnehmer wollte ich wissen, was er erreichen will. Zuerst hat er minutenlang mit seiner Treichel einen Lärm gemacht, der ganz sicher auch noch den letzten „guten Geist“ vertrieb und anschliessend hat er mit hochrotem Kopf und krächzender Stimme mir wütend 32 mal – ich habe innerlich mitgezählt – verdammte huere Lügenpresse entgegen geschleudert.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber in dem Moment schon, diese Bewegung hat sich das Motto zu Eigen gemacht: «Wenn wir schon ein dickes Brett vor dem Kopf haben, dann müssen wir auch kein Blatt vor den Mund nehmen.»
Vielleicht können sie nicht anders, ein vernünftiger Diskurs ist jedenfalls nicht möglich.

Ich hätte nie gedacht, dass im Namen der Freiheit von einer kleinstmöglichen Minderheit so geballte Destruktivität organisiert werden kann.


Zum Thema passend:

Eine Frage!

Solidarität – Solidarität?

Präventionsparadox für Anfänger*innen

Zuspruch

Persönliche Freiheit im Discount

Stagnation

Neue Orientierung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert